Jeder Mensch produziert unzählige Daten, wenn er Internetdienste nutzt, Einkäufe tätigt oder sogar Auto fährt. Internetkonzerne haben schon lange großes Interesse an diesen Daten, denn durch deren Auswertung erfährt man einiges über Konsumgewohnheiten, Interessen und Verhalten der Nutzerinnen und Nutzer. Aber auch in Wissenschaft und Forschung können die großen Datenmengen neue Erkenntnisse liefern – und auch die Nutzerinnen und Nutzer selbst profitieren davon. Die Vorteile können aber auch in Nachteile umschlagen.
„Du befindest dich auf der schnellsten Route trotz etwas mehr Verkehr als üblich. Die voraussichtliche Ankunftszeit beträgt 13.47 Uhr.“ Dass Navis den Weg weisen, ist nichts Neues. Doch woher weiß dieses Gerät, dass gerade mehr Verkehr als üblich ist? Und wie kann es trotzdem die Ankunftszeit erstaunlich genau vorhersagen? Auch hier ist eine der Antworten: Big Data.
Echtzeit-Beobachtung durch verschiedene Datenquellen
Neben den stationären Systemen auf Autobahnen, die den Verkehrsfluss messen, sind es auch die Smartphones und Navigationsgeräte der Autofahrerinnen und Autofahrer selbst, die höchst aktuelle Verkehrsdaten liefern. Denn wer Dienste wie Google Maps oder TomTom im Auto nutzt, speist Ort, Richtung und Geschwindigkeit des Fahrzeugs, die über Satellit (GPS) ermittelt werden, in die Menge der Daten ein – die dann wiederum den anderen Nutzerinnen und Nutzern zur Verfügung stehen.
Google weiß, wann die Grippe kommt
Auch als Prognose- und Frühwarnsystem kann die Analyse von Datenmengen dienen: Mit seinem mittlerweile beendeten Projekt „Google Flu Trends“ zeigte der Internetriese Google, dass er aufgrund von Sucheingaben in der Lage ist, Grippewellen vorherzusagen (weitere Informationen gibt ein Artikel der FAZ).
In Kenia wurden die Handydaten von 15 Millionen Menschen über den Zeitraum von einem Jahr ausgewertet, um in einer wissenschaftlichen Auswertung die Ausbreitung der Tropenkrankheit Malaria zu erforschen – allerdings ohne die Einwilligung der Nutzerinnen und Nutzer. (weitere Informationen bietet die Website von Netzpolitik.org).
Hier zeigt sich ein anderer Aspekt von Big Data: Völlig datenschutzrechtlich unproblematisch sind Auswertungen nur, wenn sie wirklich anonym sind und keine Rückschlüsse auf eine bestimmte Person zulassen.
Datenschutzrechtlich (un)problematisch?
Dass ein Fahrzeug gerade mit 120 km/h auf einer Baustellenstrecke unterwegs ist, auf der nur 80 km/h erlaubt sind, ist zwar eine interessante Information – in die Auswertung einfließen darf sie aber nicht. Google, TomTom und Co. haben deshalb Systeme entwickelt, die Nutzerinnen und Nutzer zu anonymisieren.
Allerdings war vor einigen Jahren der Navi-Hersteller TomTom in der Kritik, weil er Nutzerdaten an die niederländische Regierung verkauft hatte. Die gab sie an die Polizei weiter – und auf Basis dieser Informationen wurden gezielt Radarfallen platziert (weitere Informationen gibt ein Artikel der Zeit).
Versicherungen locken mit Rabatten
Gerade Versicherungen haben ein Interesse an den ganz konkreten, personenbezogenen Daten: Wenn der Fahrstil einer Kundin oder eines Kunden bekannt ist, kann das Risikopotenzial ganz anders eingeschätzt werden. Wer vorsichtig fährt und bereit ist, seine Fahrweise überwachen zu lassen, kann heute schon mit Rabatten rechnen. In einigen Jahren kann sich dieser Vorteil allerdings auch negativ niederschlagen. Denn die Versicherungsbeiträge könnten irgendwann auch nach oben angepasst werden und das nur, weil man einmal einen Fehler im Verkehr begangen hat. Da man die zukünftigen Entwicklungen noch nicht abschätzen kann, sollte man sich über die Nutzung der Technik und die damit entstehenden Datenmengen bewusst sein und sie kritisch hinterfragen.
Weiterführende Links:
Der WDR zeigt in einem Video, wie Positionsdaten von Handys für die Navigation benutzt werden. „Achtung: Stau! Wenn das Navi vom Handy profitiert“.
Was ist eigentlich Big Data? Die Landesanstalt für Medien Nordrhein-Westfalen hat ein anschauliches Erklärvideo produziert.
Auf heute.de zeigt ein Video, wie Zeitverluste in Staus genau berechnet werden.
Was ein Auto alles über seine Fahrerinnen und Fahrer weiß, zeigt das WDR-Video mit dem Titel „Rollende Daten-Kraken“.