Elektroschrott

Wie wichtig nachhaltige Entsorgung ist

Eimer mit Elektronik

Die weltweite Menge an Elektroschrott ist enorm hoch und sie nimmt stetig zu. Das ist ein Problem, nicht nur wegen der schieren Menge. Es handelt sich um giftigen Müll, der häufig auf Müllkippen in Entwicklungsländern landet – mit gravierenden Folgen für die Umwelt.

Elektroschrott schadet der Umwelt und den Menschen
Im Jahr 2019 betrug die weltweite Menge an Elektroschrott, auch „E-Schrott“ oder „E-Waste“ genannt, knapp 55 Millionen Tonnen. Das entspricht dem Gewicht des Empire State Building multipliziert mit 200 – oder dem tausendfachen Gewicht der „Titanic“ – oder 4500 Eiffeltürmen. Egal, welche Vergleiche herangezogen werden – vorstellbar ist eine solche Menge nicht. Der Anteil dieses Bergs aus Deutschland ist ebenfalls beachtlich: Ca. 20 Kilogramm E-Schrott werden hierzulande pro Kopf und Jahr produziert. Dieser besteht zu einem guten Viertel aus Großgeräten aus dem Bereich „weißer Ware“, sprich Kühlschränke, Klimaanlagen, Waschmaschinen und dergleichen. Aber der Anteil von Computern, Monitoren und anderer Informations- und Kommunikationstechnologie (IKT) stellen einen wachsenden Anteil, da diese Geräte einen besonders kurzen Lebenszyklus haben. 2019 lag deren Anteil bereits bei über 11 Prozent.

Elektroschrott enthält viele giftige Stoffe
Die Existenz des Mülls und die dadurch verloren gehenden endlichen Ressourcen sind aber noch lange nicht die einzigen Probleme, die der Elektroschrott mit sich bringt. Sobald die Geräte als Müll aussortiert werden, werden ihre Bestandteile zur ökologischen Belastung. Elektroschrott ist eine besonders aggressive und schädliche Art von Müll. Die Platinen und Akkus von Informations- und Kommunikationstechnologie (IKT) enthalten mindestens ein giftiges Metall. In den meisten Fällen handelt es sich um Blei, Kadmium oder Beryllium. Alle diese Stoffe können bei Kontakt schwere organische Erkrankungen erzeugen.

Es existiert kein Weg der Entsorgung elektronischer Komponenten ohne problematische Folgen. Von den Abladeplätzen aus geraten giftige Chemikalien in Boden sowie in die Luft und schädigen Umwelt und Menschen in der Umgebung. Während in Europa die Entsorgung per Müllkippe verboten ist, ist dies aber unter anderem in asiatischen Ländern erlaubt.

Dieselben Probleme der Schädigung von Umwelt und Mensch treten beim Verbrennen und sogar beim Recyceln alter elektronischer Geräte auf. In Europa sind die Sicherheitsauflagen sehr hoch, wenn es um die Verarbeitung und Trennung chemischer Komponenten geht diese Auflagen existieren jedoch nicht oder nur in sehr reduzierter Form in den Entwicklungsländern.

Elektroschrott wird in Entwicklungs- und Schwellenländer exportiert
International ist E-Schrott seit den 1990er-Jahren zu einer Handelsware geworden. Die Regierungen europäischer Staaten, Japans und der USA schufen Recyclingsysteme, hatten allerdings nicht die Möglichkeit, die riesige Menge gefährlicher Stoffe in geordnete Bahnen zu lenken. Das Problem wurde per Export in Entwicklungsländer verschoben. Dieser ist zwar zumindest für europäische Staaten verboten, häufig wird der Elektroschrott aber einfach als Gebrauchsgüterspende umdeklariert und gelangt so doch in ärmere Länder.

Dort sind die Auflagen zum Schutz der Arbeitskräfte und der Umwelt deutlich niedriger und die Kontrolle dieser Auflagen lückenhafter. Daher ist das Recycling vor Ort auch günstiger als in den Industrienationen. In verschiedenen Orten in Asien und Afrika gibt es zahllose „Hochburgen“ des E-Waste: Guiyu in China, Bangalore, Chennai und Neu-Delhi in Indien, Karachi in Pakistan und Lagos in Nigeria.

Ein Ort in Ghana, der besonders drastisch vom Gift der alten Elektrogeräte gezeichnet ist, heißt Agbogbloshie und liegt unweit der Hauptstadt Accra. Hier werden jedes Jahr rund 215.000 Tonnen E-Schrott abgeliefert. Computer, Monitore und Fernseher werden per Hand zerlegt. Plastikteile werden verbrannt, um die wertvollen Metalle zu lösen, wertlose Teile werden weggeworfen. Diese Arbeiten werden von teilweise erst fünfjährigen Kindern ohne Schutzbekleidung ausgeführt – mit primitivem Werkzeug und den Händen. Bodenproben zeigen extrem hohe Werte von Blei, gefährlichen Weichmachern und krebserregenden Dioxinen. Dieser Müll hat verheerende Folgen für die Menschen und die Umwelt. Agbogbloshie trägt den traurigen Ruhm, der giftigste Ort der Welt zu sein – noch vor dem ukrainischen Tschernobyl.

Gerät und Mobilfunkvertrag trennen
Die Menge an Elektroschrott sinkt, wenn weniger Geräte entsorgt und ältere Geräte länger genutzt werden. Bei Mobiltelefonen werden die Kund*innen von Mobilfunkanbietern aber in der Regel durch die Preisgestaltung animiert, bei Vertragsverlängerung das Gerät zu ersetzen. Doch das neue Telefon ist keineswegs preiswert oder kostenlos – die Kosten sind im Vertrag eingepreist und sie sind im Normalfall nicht niedriger als der Wert des Geräts an sich. Im Gegenteil: Der Wert eines Smartphones sinkt rapide, gerade zu Beginn der Nutzungszeit, der Preis bleibt aber über die gesamte Vertragslaufzeit derselbe. Außerdem verleitet eine derartige Vertragsgestaltung dazu, ein älteres Gerät regelmäßig und ohne Not durch ein neues zu ersetzen. Mobilfunkvertrag und Gerätekauf sollten deswegen voneinander getrennt werden – aus Kosten- und Nachhaltigkeitsgründen.

Tipp: „Insellösungen“ vermeiden
Anschlusskabel eines alten Geräts passen zum Beispiel nicht immer an das neue Gerät. Hier plant die EU zwar weitreichende gesetzliche Vorgaben, zum Beispiel die Vereinheitlichung von Anschlüssen bei Smartphones, aber bis es so weit ist, sollte man noch darauf achten, dass beim Kauf eines neuen Geräts nicht auch alle Kabel und Zusatzgeräte ausgetauscht werden müssen.

Quellen und Links:

Video über Agbogbloshie

Das gesamte Smart Surfer Modul „Digitale Nachhaltigkeit“ als PDF

Dieser Artikel gibt den Sachstand zum Zeitpunkt der Veröffentlichung wieder. Datum: 13. März 2023