Sie sehen ein Interviewausschnitt von Ihrem/Ihrer Bürgermeister*in. Dort erzählt diese*r, dass der Nusskuchen am Marktpatz der leckerste sei und jeder diesen kaufen solle. Eine an sich schon komische Aussage, doch dann erinnern Sie sich, dass die besagte Person eine Nussallergie hat. Das Interview kommt Ihnen komisch vor und Sie bezweifeln dessen Echtheit? Sie liegen mit Ihrem Verdacht richtig. Es handelt sich um eine recht harmlose Version eines Deepfakes. Ihre Ohren haben etwas gehört, was der Wirklichkeit nicht entspricht. Aber wie ist das möglich?
Deepfakes sind manipulierte Bilder, Videos oder auch Audioaufnahmen, die täuschend echt wirken und mithilfe Künstlicher Intelligenz (KI) erzeugt werden. Deepfakes lassen sich inzwischen schon mit wenigen Worten oder Aufnahmen einer Person erstellen. Je mehr Bilder, Videos oder Audio- bzw. Stimmaufnahmen von einer Person im Internet existieren, desto einfacher ist es, Deepfakes zu erstellen und desto authentischer wirken sie.
Gefahren von Deepfakes
Solche Manipulationen können wie im Beispiel oben harmlos sein. Oft werden zur Unterhaltung und zum Spaß Videos mit imitierten Gesichtern und Ton gefälscht. Doch mit diesen Fälschungen kann auch großer Schaden angerichtet werden.
Dies geschieht beispielsweise, wenn gefälschte Videos zur Verbreitung von Desinformationen genutzt werden oder um einzelnen Personen zu schaden. Denn Deepfakes lassen sich inzwischen ohne viele Vorkenntnisse erstellen, dazu ist nur die passende App oder Software und Aufnahmen einer Person notwendig. Gesichter und Stimmen tauschen und Personen in anderen Kontexten darstellen: das ist mit wenigen Schritten möglich. So finden Handlungen statt, die nie stattgefunden haben oder Sätze werden gesagt, die nie im realen Kontext gesprochen wurden.
Durch die Möglichkeit, gezielt die öffentliche Meinung zu manipulieren und zu beeinflussen, entsteht vor allem im Bereich der Politik eine große Angriffsfläche. Bewegtbilder werden als glaubwürdig angesehen und Fake News schnell in den sozialen Medien verbreitet. Die geringe Größe und Qualität von Smartphone-Bildschirmen tragen dazu bei, dass solche Fälschungen noch schwerer zu erkennen sind.
Durch manipulierte Tonaufnahmen erweitern Deepfakes auch Möglichkeiten des Phishings. Zum Beispiel werden Sprachnachrichten mit der vermeintlichen Stimme eines Familienmitglieds verschickt, in der die Person sagt, dass sie dringend Geld für einen Notfall benötigt. Betrüger*innen spielen mit den Emotionen und erzeugen eine Drucksituation, in der die Angehörigen dann Fehler machen und auf die Betrugsmasche reinfallen. So warnt auch die Polizei vor „falschen Enkeln“.
Deepfakes erkennen
Es gibt jedoch Möglichkeiten, Deepfakes zu erkennen. Beim Ton können Sie auf falsche Aussprache, unnatürliche Sprechweise wie auch Geräusche oder Verzögerungen achten. Bei Bewegtbild kann es beim Mund dazu kommen, dass „abgehackt“ gesprochen wird und die Bewegung des Mundes nicht auf den Ton passt.
Generell lässt sich durch eine unnatürliche Mimik oft feststellen, dass es sich um eine Fälschung handelt. Details können viel verraten. Hat die dargestellte Person zum Beispiel zwei exakt gleich geformte Augenbrauen, fehlende Erkennungsmerkmale wie Muttermale oder komisch aussehende Haare, leere Blicke oder unlogische Schatten?
Dies sind alles Hinweise auf mögliche Deepfakes.
Achten Sie auf natürliche Reaktionen wie Blinzeln oder Stirnrunzeln. Fehlen diese, sollten Sie aufmerksam werden. Ein genauerer Blick auf Augen und Stirn kann eine Fälschung leicht entlarven. Dafür empfiehlt sich das Video verlangsamt und ganz genau anzusehen. Unlogische Hintergründe, variierende Bildqualität oder unscharfe Übergänge von Gesicht zu Haaren können ebenfalls Anzeichen für Deepfakes sein.
Am Ende gilt bei Unsicherheiten auch immer die Quellen zu überprüfen oder nachzusehen, ob sich das Video auch ein weiteres Mal auf einer anderen Internetseite finden lässt.
Folgende Hinweise können helfen, Deepfakes zu erkennen.
1. Falsche Sprechweise: Hat die Stimme einen monotonen Klang, eine falsche Aussprache, nehmen Sie eine unnatürliche Sprechweise wahr, sowie unnatürliche Geräusche und Verzögerungen beim Sprechen, so können dies Indizien für einen Deepfake sein.
2. Unnatürliches Gesicht: Eine unnatürliche Mimik, ein leerer Blick, komische Haare oder unlogische Lichtverhältnisse weisen oft auf Fakes hin.
3. Fehlende Reaktionen: Bei fehlendem Blinzeln oder Stirnrunzeln lässt sich eine Fälschung schnell erkennen.
4. Unscharfe Übergänge: Sind zwischen Gesicht und den Haaren oder dem Gesicht und dem Hals unscharfe Übergänge, ist dies meist ein weiterer Hinweis.
5. Unlogischer Hintergrund: Ein weiteres Indiz sind Fehler im Hintergrund oder auch beim Übergang zwischen Gesicht und Hintergrund
6. Unterschiedliche Bildqualität: Haben Gesicht und der Rest des Videos unterschiedliche Bildqualitäten. Ist das Gesicht zum Beispiel schärfer, so handelt es sich oft um ein Deepfake.
Quellen und weiterführende Links:
Polizeiliche Kriminalprävention: Enkeltrick und Künstliche Intelligenz
ZDF/Fake-Videos erkennen
Landesmedienzentrum Baden-Württemberg/Deepfakes erkennen
Bundesregierung/Deepfakes