Lernen erfolgreich gestalten
Ältere Menschen lernen nicht schlechter als junge, sondern anders. Sie sind es häufig nicht mehr gewohnt, stundelang theoretischen Inhalten zu folgen und diese zu speichern. Vielmehr wird neu erworbenes Wissen in Verbindung mit bestehenden Erfahrungen gebracht, sortiert und auch an die eigene Biografie geknüpft. Im Mittelpunkt steht die Frage der Nützlichkeit des Wissens, vor allem in Verbindung mit bereits bestehenden Erfahrungen. Kurz: Das, was wir als sinnhaft bewerten und unmittelbar verknüpfen können, bleibt im Gedächtnis hängen. Zentral ist zudem die Freude am Lernen. Wer sich für ein Thema interessiert, wer wissensdurstig ist und durch frisch Gelerntes Positives erfährt, der lernt auch im hohen Alter gerne und intensiv. Der bereits oben erwähnte Hirnforscher Gerald Hüther nennt Begeisterung nicht ohne Grund den „Dünger fürs Gehirn“. Nicht zu unterschätzen ist zudem die Bedeutung des gemeinschaftlichen Lernens. Wer in der Gemeinschaft lernt, sich mit anderen vergleichen kann und positive Rückmeldungen erhält, dem eröffnet sich oft ein vollkommen neues Verständnis von Dingen. Ein Schlüssel zum Lernen im Alter ist deshalb auch die direkte soziale Erfahrung, die man zum Beispiel in Kursen und im Austausch mit anderen Menschen bekommt. Die Auseinandersetzung mit anderen und deren Erfahrungen kann zudem Motivation schaffen und Freude spenden.
Lernen (ermöglichen) ein Leben lang
Egal ob Archäologie-, Englisch- oder Smartphone-Kurs: Die zunehmenden Zahl älterer Menschen, die sich beispielweise aktiv Kursen an Universitäten oder Volkshochschulen zuwenden, zeigt, dass Lernangebote für Menschen im höheren Lebensalter immer mehr an Bedeutung gewinnen. Lernen zu ermöglichen, ist indes Aufgabe von Institutionen und auch der (Bildungs-)Politik und dies auf mehreren Ebenen. Zum einen müssen Lernräume eröffnet und zum anderen Übergänge gestaltet werden. Ersteres bezieht sich darauf, an einem positiven Bild von Lernen im Alter anzusetzen, also unabhängig von Lern-Zwängen und der Orientierung an Defiziten. Vielmehr sollten Spiel, Freude und selbstbestimmtes Entdecken bei Kursbesuchen im Mittelpunkt stehen. Nur so können Interessen geweckt und Freiräume kreativ genutzt werden. Gerade in Übergangssituationen, wie zum Beispiel vom Berufsleben in den Ruhestand, entstehen zugleich Potenziale, die für die jeweiligen Personen wie auch für die gesamte Gesellschaft eine große Chance darstellen. Diese Freiräume zu nutzen und zu gestalten, ist Aufgabe des Einzelnen und der Gesellschaft gleichermaßen, denn erst im Zusammenspiel kann aktives und selbstbestimmtes Altern gelingen.
Ursprünglich veröffentlicht in der Zeitschrift „im blick“ Ausgabe 01/2018