Dating-Apps

Alles ganz Privat?

Wer eine*n neue*n Partner*in finden möchte, kann dafür eine Dating-App nutzen. Dazu lädt man sich ein solches Programm aus dem App-Store herunter und sieht dann Menschen in der Nähe, die ebenfalls auf der Suche sind. Doch wie steht es bei den Portalen um den Datenschutz? Ein Überblick.

Dating-Apps gibt es für alle Altersgruppen. Während sich bekannte Produkte wie Tinder oder Badoo eher an jüngere Menschen richten, haben viele App-Entwickler auch die Zielgruppe 50 Plus für sich entdeckt. Und es ist wie so oft: Die Auswahl ist groß und der Umgang der verschiedenen Firmen mit den eigenen Daten undurchsichtig.

Das heißt aber nicht, dass man Dating-Apps auf keinen Fall nutzen darf. Wer das Risiko kennt und gut abgewogen hat, kann sich durchaus für die Verwendung einer App entscheiden und dadurch neue Bekanntschaften knüpfen. Da aus einer kritischen Datenschutzperspektive keine Dating-App wirklich gut abschneidet, soll hier keine Empfehlung ausgesprochen werden. Immerhin können aber einige Tipps helfen, die eigenen Spuren im Netz zu verwischen.

Wie funktioniert das eigentlich?

Die meisten Dating-Apps funktionieren so: Man legt sich ein Profil an und kann anschließend die Profile anderer Menschen sehen. Damit das System passende Personen anzeigen kann, muss man viele persönliche Angaben machen. Wenn man jemanden interessant findet, kann man ihn oder sie mit einem Herz markieren, also eine „Like“ vergeben. Haben zwei Personen sich gegenseitig markiert, entsteht ein so genanntes „Match“ und man kann einander in der App Nachrichten schreiben. Manche Apps, zum Beispiel Parship, nennen auch alle potenziell passenden Profile von vorn herein „Matches“; in anderen kann man auch Nachrichten schreiben, wenn das Interesse nur einseitig ist.

Diese Apps sind seriös

Obwohl alle Dating-Apps ein Interesse daran haben, Nutzer*innen an die eigene Plattform zu binden und ihre Daten zu sammeln – entweder um das eigene Angebot zu verbessern oder damit zu handeln – gibt es Unterschiede in der Seriosität.

Viele App-Firmen bieten sehr schlechte Produkte an, die kaum funktionieren und sind bei Beschwerden nicht erreichbar. Das lässt sich anhand der Bewertungen in den App-Stores von Apple und Google leicht nachvollziehen.

Drei Apps für die Zielgruppe 50 Plus werden von seriösen Firmen angeboten:

·       Parship (Google Play-Store | Apple App Store)

·       Silbersingles (Google Play-Store | Apple App Store)

·       Zweisam (Google Play-Store | Apple App Store)

Alle drei Apps haben Datenschutzerklärungen, die den aktuellen Standards entsprechen und eine*n Ansprechpartner*in für Fragen rund um den Datenschutz auf ihrer Webseite. Zwar stehen hinter allen drei Apps internationale Firmen, es gibt aber jeweils eine Niederlassung in Deutschland und die Möglichkeit, Mitarbeiter*innen der App bei Problemen auf Deutsch anzusprechen.

Keine der drei Apps zwingt aktuell zur Freigabe des Standorts, was erfreulich ist. Statt den Standort freizugeben, können Sie den Ort, in dessen Umkreis Sie andere Personen suchen möchten, einfach selbst eintippen.

Was sich in allen drei Apps allerdings nicht vermeiden lässt: Sie müssen ein Profil mit einer E-Mail-Adresse und Ihrem Geburtsdatum sowie mindestens einem Foto anlegen und viele Fragen zu den eigenen Einstellungen beantworten.

Die Apps fragen zu Beginn beispielsweise den Bildungsgrad, den Familienstand und die Religionszugehörigkeit ab. Weitere Fragen lauten, ob und wie viel man Alkohol trinkt, ob man raucht, wie der eigene Körperbau ist, wie wichtig einem Sex in einer Beziehung ist, wie man sich in bestimmten Situationen verhalten würde und vieles mehr. Es kann also schon sehr persönlich werden.

Datenschutz: Tipps zur Schadensbegrenzung

Das Schwierige: Um Partner*innen zu finden, die zu einem passen, muss man die Fragen zumindest einigermaßen wahrheitsgemäß beantworten. Gleichzeitig möchte man bei manchen Details vielleicht lieber nicht, dass eine App-Firma davon weiß. Denn: Alle Antworten, die man in der App gibt, sind für die Anbieter*innen der App nachvollziehbar.

Durch das Foto und die hinterlegte E-Mail-Adresse sowie Gerätedaten, die bei der Nutzung der App übertragen werden, sind sie außerdem direkt mit der eigenen Person verknüpft. Auch alle Nachrichten, die man mit anderen Personen innerhalb der App austauscht, können von der Anbieter-Firma mitgelesen werden.

Ganz klar: Schön ist das nicht. Und dass bei der Nutzung von Dating-Apps viele persönliche Daten erfasst werden, lässt sich leider auch nicht verhindern. Was aber möglich ist, ist eine gewisse Schadensbegrenzung.

So ist es zum Beispiel empfehlenswert, für die App-Nutzung einen Fantasienamen zu wählen – wie man wirklich heißt, kann man seinen „Matches“ später ja immer noch verraten – und eine E-Mail-Adresse zu verwenden, die nicht den echten Namen enthält, zum Beispiel klassikfan@email.de. Wer keine solche anonyme Adresse besitzt, kann sie für diesen Zweck bei einem kostenlosen E-Mail-Dienst wie GMX anlegen. Und sobald ein Gespräch innerhalb der App Fahrt aufnimmt, kann man der anderen Person vorschlagen, die App zu verlassen und stattdessen per E-Mail miteinander zu kommunizieren, sodass die App selbst weniger Informationen erhält.

Teure Abos richtig handhaben

Natürlich versuchen auch die seriösen App-Firmen, aus der Suche nach der Liebe möglichst viel Kapital zu schlagen: Alle Dating-Portale sind kostenpflichtig, die Bezahlmodelle dabei sehr unterschiedlich. Die ersten Schritte, also das Anlegen eines Profils und das erste Erkunden der App sind in der Regel kostenlos, wenn man aber Zusatzfunktionen freischalten möchte – und oft erfüllt eine App erst dann wirklich ihren Zweck – gibt es teilweise teure monatliche Abokosten. Ein Monat der Premium-Version der App „Zweisam“ kostet beispielsweise 40 Euro.

Wenn man sich für eine kostenpflichtige Vollversion entscheidet, sollte man unbedingt darauf achten, nur den Zeitraum zu kaufen, den man wirklich haben möchte. Oft sind Pakete für ein ganzes Jahr am günstigsten, aber vielleicht braucht man die App gar nicht so lange. Außerdem sollte man vor dem Kauf prüfen, wie man das Abo kündigen kann. In der Regel lässt es sich innerhalb der App stornieren oder eine E-Mail mit der Kündigung an den App-Anbieter schreiben. Im Zweifelsfall kann man auf der Webseite (im App-Store bei den Infos zur App verlinkt) unter den „FAQ“ nachschauen, wie man ein Abo kündigt.

Dieser Artikel gibt den Sachstand zum Zeitpunkt der Veröffentlichung wieder. Datum: 14. Februar 2022