Es ist ein natürlicher Prozess, dass Geräte und Gegenstände altern, ihre Funktionen mit steigender Nutzungsdauer ermüden und das Produkt an Wert verliert. Doch es gibt immer wieder den Verdacht, dass Hersteller diesen Verschleiß einplanen und sogar fördern, um schneller neue Geräte verkaufen zu können.
Geplante Obsoleszenz lässt sich nicht beweisen
„Obsoleszenz“ bedeutet Verschleiß. Im Zusammenhang mit Elektro- oder Elektronikgeräten wird immer wieder vermutet, dass die Funktionsdauer von Geräten durch beabsichtigten Verschleiß verkürzt wird.
Das könnte so aussehen: In einem Mixer greift ein Plastikzahnrad in ein Metallzahnrad. Der Verschleiß ist vorprogrammiert, da das Plastikzahnrad einen deutlich höheren Verschleiß als das Metallzahnrad hat. Durch den Einsatz eines Plastikzahnrades nimmt der Hersteller einen frühen Verschleiß in Kauf und erzeugt die Notwendigkeit eines frühen Neuerwerbs. Und das ist aus ökonomischer Sicht sogar verständlich, denn ein Produkt, das nie seine Funktion verliert oder zumindest eine lange Lebensdauer besitzt, ist ein finanzielles Debakel für den Hersteller.
„Beweisen“ lässt sich geplante Obsoleszenz allerdings nicht – und tatsächlich wird ihre Existenz häufig in Frage gestellt. Ob die Hersteller von Elektro- und Elektronikgeräten ihren Produkten gezielt eine verkürzte Lebensdauer verleihen, konnte zum Beispiel eine Untersuchung von 2015 im Auftrag des Umweltbundesamts nicht eindeutig feststellen.
Im Segment der Smartphones legen verschiedene Beobachtungen allerdings den Verdacht nahe, dass die Hersteller die Obsoleszenz ihrer Geräte bewusst einberechnen.
Drei Strategien lassen sich beobachten:
- Obsoleszenz-Strategie 1: verkürzte Produktzyklen
Smartphone-Hersteller bieten inzwischen jährlich mindestens ein neues Modell pro Sparte an. Die Innovationskurve verflacht jedoch seit geraumer Zeit, das heißt, dass die neue Generation von Geräten denen der vorangegangenen Generation nur sehr wenig überlegen ist. Die Hersteller bringen also mit viel Getöse neue Geräte ohne nennenswerten Mehrwert auf den Markt. - Obsoleszenz-Strategie 2: Weiterentwicklung der Software
Die zwei Betriebssysteme Android (ca. 70 Prozent Marktanteil) und iOS (Apples iPhone, ca. 30 Prozent Marktanteil) werden ständig weiterentwickelt und neue Updates werden von den Herstellern an die Smartphones gesendet. Updates erhöhen die Sicherheit, bringen neue Fähigkeiten und bessern Fehler aus. Doch die Betriebssysteme wachsen mit jedem Update und damit wächst auch der Anspruch an Speicherkapazität und Rechenleistung des Telefons. Ältere Telefone werden dadurch langsamer, sie stürzen häufiger ab und werden unzuverlässig. Das wiederum legt einen Neuerwerb nahe. Apple hat sogar seine älteren iPhones künstlich per Software gedrosselt und hat, seitdem dies öffentlich bekannt wurde, seit Jahren juristisch mit Schadensersatzklagen zu kämpfen. - Obsoleszenz-Strategie 3: Bauweise
Smartphones werden immer schlanker und die Displays immer größer. Das hat Konsequenzen für die Bauweise. Ein schlankeres Gerät muss aus einem Stück gefräst werden, weshalb sich die Rückseite nicht mehr öffnen lässt. Daher ist – bis auf wenige Ausnahmen – die Möglichkeit des einfachen Akkuwechsels bei aktuellen Modellen nicht mehr gegeben. An der Lebensdauer des Akkus hängt aber die Lebensdauer des ganzen Geräts. Bei täglichem vollständigem Laden und einer Akkulebensdauer von ca. 500 Ladezyklen besitzt ein Smartphone also nur eine durchschnittliche Lebensdauer von ca. anderthalb Jahren. Um Höhe zu sparen, sind die Telefone auch an vielen Stellen geklebt statt geschraubt. Und dort, wo Schrauben eingesetzt sind, handelt es sich um ungewöhnliche Formate. Damit wird eine Reparatur für einen Laien quasi unmöglich, zumal die Garantie sofort erlischt, wenn das Gerät aufgeschraubt wird. Ein defektes Gerät ist so beinahe immer ein wirtschaftlicher Totalschaden.
Kurze Lebenszyklen bedeuten einen höheren Rohstoffbedarf und mehr Elektroschrott
Diese drei Strategien sind unnachhaltige ökonomische Strategien, um Konsument*innen zu schnellen Neukäufen zu bewegen. Die Nachhaltigkeitsdefizite sind dabei vielfältig. Kurze Lebenszyklen bedeuten mehr Bedarf an Rohstoffen und auch mehr Elektroschrott. Das hat problematische Folgen für Mensch und Umwelt in zweierlei Hinsicht, denn betroffen sind sowohl die Herkunftsländer der Rohstoffe als auch die Länder, in die der Elektroschrott exportiert wird.
Tipp: Update-Fristen beachten
Allgemein steigt die Rechenkapazität von Computern inzwischen nur noch sehr langsam, Smartphones und PCs lassen sich aus technischer Sicht deshalb deutlich länger nutzen als früher. Denn obwohl sich die Software und die Betriebssysteme weiterentwickeln, ist auch ältere Hardware noch einige Zeit fähig, jüngste Software zu betreiben. Dies hängt jedoch stark davon ab, wie lange die Hersteller Software-Updates für alte Geräte zur Verfügung stellen. Achten Sie deshalb vor dem Neukauf darauf, wie lange dies der Fall sein wird, und wählen Sie Hersteller mit längeren Update-Fristen.
Tipp: Extreme Designs vermeiden
„Klassische‘ Designs von Produkten sind nicht ohne Grund klassisch. Sie haben meist einige neue Trends überlebt, weil sie funktionaler sind. Wer beim Kauf auf klassische Designs statt auf kurzlebige Trends setzt, hat meist länger etwas vom Gerät.
Quellen und Links:
Studie des Umweltbundesamtes
Verbraucherschützer*innen gegen Apple
Das gesamte Smart Surfer Modul „Digitale Nachhaltigkeit“ als PDF