Dies ist zwar erst die zweite Ausgabe des „Digital-Botschafter-Magazins“, aber es ist trotzdem eine ganz besondere: Vor Kurzem feierte das Projekt „Digital-Botschafterinnen und -Botschafter Rheinland-Pfalz“ nämlich seinen ersten Geburtstag. Es geht in diesem Heft also auch um das, was Sie, ihr, was wir alle gemeinsam schon geschafft haben und noch schaffen können!
„Ich kenne die Namen und Gesichter fast aller“, sagt Fabian Geib lächelnd. Er ist seit einem Jahr für viele ehrenamtliche Digital-Botschafter*innen in Rheinland-Pfalz eine der wichtigsten Ansprechpersonen. Er sei begeistert davon, „was die Ehrenamtlichen alles machen!“, und weiß: „Die Ehrenamtlichen füllen das Projekt mit Leben. Es funktioniert nicht ohne sie.“ Geib koordiniert das landesweite Projekt, das von der Stiftung MedienKompetenz Forum Südwest getragen, vom Ministerium für Soziales, Arbeit, Gesundheit und Demografie Rheinland-Pfalz gefördert und von der LMK – medienanstalt rlp unterstützt wird.
Das Projekt „Digital-Botschafterinnen und -Botschafter RLP“ wurde vor einem Jahr, im Oktober 2018, aus der Taufe gehoben, um Seniorinnen und Senioren die ersten und auch die weiteren Schritte in die digitale Welt zu ermöglichen und zu erleichtern. Insbesondere Offlinerinnen und Offliner, also Menschen, die noch nicht im Internet sind, sollen erreicht werden. Und zwar gezielt dort, wo deren Bedarfe liegen. „Viele kennen gar nicht die Chancen und den Nutzen von digitalen Medien im Alltag oder haben Berührungsängste“, betont Geib. Die eigenen Enkel oder Kinder haben oft keine Zeit, um zu zeigen, wie man mit Smartphone und Co. umgeht, oder sind zu ungeduldig. Da ist es hilfreich, dass die Digital-Botschafter*innen meist im gleichen Alter wie die Hilfesuchenden sind, vor den gleichen Herausforderungen im Umgang mit Technik standen und sich dementsprechend gut in die Lage der Hilfesuchenden hineinversetzen können. Das erste Jahr hat gezeigt: Die Hilfe wird mehr als dankend angenommen und die Ehrenamtlichen begeistern Seniorinnen und Senioren landesweit für die digitale Welt.
„Das Projekt lebt vom Engagement, dem Zusammenhalt und gegenseitigen Austausch der DigoBos.“
Es ist bereits beachtlich viel erreicht worden. Insgesamt haben sich rheinland-pfalz-weit über 300 Interessierte gemeldet, die Digital-Botschafterinnen und -Botschafter werden möchten. Das Projektteam war von dem Ansturm selbst etwas überrascht, nahm die Herausforderung aber gerne an. Rund 150 Ehrenamtliche sind mittlerweile an nahezu ebenso vielen Standorten in Rheinland-Pfalz begeistert im Einsatz: Sie schauen genau hin, was wie, wo und für wen sinnvoll ist. Sie besuchen zum Beispiel Menschen, die nicht mehr mobil sind, zu Hause oder in Senioreneinrichtungen, bieten offene Smartphone-, PC- und Tablet-Treffs oder auch persönliche Sprechstunden an. Dabei gilt immer: Die Angebote sind kostenlos.
Digital-Botschafter*innen und ihre Angebote findet man nicht nur in den Städten wie Mainz, Koblenz oder Speyer, sondern auch in ländlichen Regionen wie Sörgenloch, Nickenich und Waldfischbach. Die Ehrenamtlichen sind, ganz ohne Zutun des Projektteams, eine wunderbar bunt gemischte Truppe: Annähernd 50 Prozent sind Frauen; das Alter reicht von 28 bis 84. Für viele der Digital-Botschafter*innen ist es das erste Ehrenamt, das sie begleiten. Andere sind bereits mehrere Jahre im Bereich Seniorinnen und Senioren und Internet aktiv und teilen ihre Erfahrungen gerne mit den Einsteigerinnen und Einsteigern. Andere begleiten ein Ehrenamt in einem ganz anderen Bereich und können ihr bereits bestehendes Netzwerk einbringen, von dem wiederum andere Digital-Botschafter*innen profitieren. Es ist ein perfektes Zusammenspiel von Erfahrung, Austausch, Netzwerk und Engagement.
Die Teilnehmenden sind ähnlich bunt gemischt. Ein ausgewogener Anteil von Frauen und Männern im Alter von Anfang 60 bis Mitte 90 nehmen die Angebote wahr, manche haben mehr Vorkenntnisse, andere weniger oder gar keine. Eins ist klar: Der Bedarf ist riesig. Teilweise kommen bis zu 40 oder 50 Seniorinnen und Senioren, wenn die Digital-Botschafter*innen sich und ihre Angebote in ihrer Region vorstellen. Viele erscheinen anschließend regelmäßig zu den Angeboten; oft kommen auch neue Interessierte dazu. Willkommen ist jede und jeder! Alle helfen sich gegenseitig und die Ehrenamtlichen haben die Möglichkeit, individuell auf Teilnehmende einzugehen, und erfahren in ihrem Ehrenamt eine große Wertschätzung für ihre Wissensweitergabe.
„Die Angebote der Ehrenamtlichen sind so vielfältig wie die Personen selbst.“
„Es ist einfach toll, wie die Ehrenamtlichen sich untereinander vernetzen und wie sie auf die Seniorinnen und Senioren zugehen! Wir haben uns am Anfang solche Gedanken gemacht: ‚Wie können die Digital-Botschafter*innen aktiv werden, und wird das Angebot überhaupt von der Generation 60 plus angenommen?‘ Wir ziehen wirklich den Hut“, betont Geib. Natürlich profitieren die Ehrenamtlichen auch von den stets voraus- und mitdenkenden Medienpädagoginnen und -pädagogen, aber letztendlich lösen die Seniorinnen und Senioren die meisten Dinge einfach selbst. Zur Vernetzung untereinander gibt es zahlreiche Möglichkeiten: Schulungen, Tagungen, Fortbildungen und Netzwerktreffen. Geib berichtet: „Oft bekommen wir die Ehrenamtlichen gar nicht mehr aus der Kaffeepause zurück in den Veranstaltungsraum, weil der Redebedarf untereinander so groß ist.“
Die Erfahrungen des ersten Jahres haben gezeigt, dass es kein Mythos ist, dass man zusammen mehr erreichen kann. Bei den Digital-Botschafterinnen und -Botschaftern arbeiten alle zusammen und ziehen gemeinsam nicht nur an einem, sondern an vielen Strängen: Menschen, die Hilfe brauchen, Ehrenamtliche, die mit Herzblut bei der Sache sind und ihre Hilfe anbieten, und das Projektteam, das die Ehrenamtlichen fortlaufend mit Materialien, Fortbildungen, Technik und vielen weiteren Dingen unterstützt.
Willkommen ist jede und jeder!
Ein wichtiger Punkt darf allerdings nicht unerwähnt bleiben: Hinter dem Engagement der Ehrenamtlichen und dem Projekt stehen viele Kooperationspartner, Institutionen, Gemeinden sowie soziale und öffentliche Einrichtungen, ohne die eine Umsetzung nicht möglich wäre. Wohlfahrtsverbände wie die Caritas, die Arbeiterwohlfahrt, das Rote Kreuz und das Diakonische Werk, aber auch Einrichtungen wie Seniorenzentren, Seniorenbüros, Cafés, Kreis- und Volkshochschulen, Mehrgenerationenhäuser, Begegnungszentren, Kirchen, Bürgersender, Bibliotheken und Kommunen dienen als Anlaufstelle für das Projekt und die Ehrenamtlichen. Diese Anlaufstellen helfen bei der Suche nach Räumen mit Internetzugang, bei der Öffentlichkeitsarbeit, bei Fortbildungen und natürlich bei der Vermittlung zwischen Hilfesuchenden und Digital-Botschafter*innen. Das Projekt soll dabei keine Konkurrenz zu bereits bestehenden Bildungsangeboten sein, sondern diese sinnvoll ergänzen. Digital-Botschafterinnen und -Botschafter erreichen insbesondere Menschen, die nicht mehr an formalen Angeboten teilhaben können beziehungsweise die von diesen Angeboten vielleicht auch gar nichts wissen.
Alle Beteiligten, egal ob Ehrenamtliche, Einrichtungen oder das Projektteam, haben eines gemeinsam: den Willen und das Engagement, zusammen anzupacken, etwas zu bewegen, damit ältere Menschen auf ihrem Weg in die digitale Welt unterstützt werden.
In diesem Sinne: auf die nächsten Jahre!