Bei der Gründung von YouTube im Februar 2005 hätte wohl niemand gedacht, wie sehr die Videoplattform die Welt verändern wird. Das Prinzip hinter YouTube ist denkbar simpel: Wie der Name You (engl. für „Du“) und Tube (engl. für „Röhre“ oder auch „Fernseher“) schon sagt, kann jede und jeder zur Produzentin bzw. zum Produzenten werden und Videos ins Netz stellen. Damit verkehrt YouTube das Prinzip klassischer Massenmedien, in denen wenige Journalisten aufbereitete Inhalte einem großen Publikum zur Verfügung stellen, ins Gegenteil.
Videoplattformen wie YouTube stellen heute einen Kern des sogenannten Web 2.0, des Mitmach-Netzes, dar. Denn mithilfe von Videoportalen kann man zeigen, was einen bewegt. Die Bandbreite der Videos reicht hierbei von Häkelanleitungen über Tiervideos bis hin zu aufwendig produzierten politischen Magazinen. Welche Bedeutung Videoplattformen neben reinen Unterhaltungsaspekten heute haben, ist spätestens seit dem arabischen Frühling und dessen weltweiten Folgen offensichtlich. Die verwackelten Aufnahmen von Menschen aus den Krisengebieten bewegten nicht nur die Netzgemeinde, sondern fanden auch Einzug in klassische Fernsehformate wie die Tagesschau oder das heute journal. YouTube als technische Plattform für jedermann war und ist damit auch ein Katalysator für gesellschaftliche und politische Veränderungen.
Mit Videoportalen kommt Bewegung ins Netz
Das Internet ist seit der Entstehung von Videoportalen im wahrsten Sinne des Wortes bewegt. Denn Videos auf Websites sind heute zu einer Selbstverständlichkeit geworden. Internetauftritte ohne bewegte Inhalte wirken deshalb schon oft altmodisch und steif. Nach Angaben von YouTube aus dem Jahr 2018 nutzen weltweit 1,9 Milliarden Menschen das Videoportal pro Monat. Dabei werden täglich über 180 Millionen Stunden Videos angeschaut. Diese massive Nutzung ist auf zwei Entwicklungen zurückzuführen. Zum einen veränderte sich die Computer- und Videotechnik im letzten Jahrzehnt massiv. War beispielsweise Videotechnik noch vor zwanzig Jahren eine Sache hauptsächlich für Profis, ist mittlerweile in vielen Geräten wie Fotoapparaten, Smartphones und Tablets eine Videokamera bereits standardmäßig eingebaut. Der Umstand, dass kleine, handliche und hochauflösende Videokameras nun immer mehr verbreitet und zudem kostengünstig sind, macht viele Menschen selbst zu Videoproduzentinnen und -produzenten. Egal ob beim Gärtnern, Kochen oder Heimwerkern – die Kamera ist schnell gezückt und ein Video schnell erstellt. Zum anderen konnten Videoportale wie YouTube nur entstehen, weil sich im letzten Jahrzehnt die Internetgeschwindigkeiten enorm veränderten: Größere Speicherkapazitäten und schnellere Anschlüsse erlaubten, datenintensivere Möglichkeiten zu nutzen.
- Motto: „Broadcast Yourself“ (Bringe dich selbst raus)
- Gründung: 15.02.2005
- Übernahme durch Google: 09.02.2006
- Besitz: Google Inc.
- Finanzierung: Werbung; kostenpflichtige Kanäle
- Nutzerzahlen: 1,9 Milliarden pro Monat
- Verbreitung: In 75 Ländern und 61 Sprachen
- Weitere Beispiele für Videoportale: Vimeo, Vevo, DailyMotion
Videoportale sind anders als journalistische Angebote im Netz
Der Erfolg von Videoplattformen wie YouTube ist aber sicherlich darauf zurückzuführen, dass jede und jeder mit ihrer oder seinen ganz persönlichen Interessen in den Archiven fündig wird. Videoportale halten mit ihrer Fülle an Themen für jedes Interessensgebiet etwas bereit. Der besondere Reiz daran: Die Videos sind meist aus erster Hand und daher oft sehr authentisch. Durch Kommentarfunktionen bieten sie, anders als bei traditionellen Massenmedien wie der Zeitung, dem Radio oder dem Fernsehen, Platz für Diskussionen und den Austausch mit den Produzentinnen und -produzenten. Dieses Prinzip von Videoportalen wirkt zunächst unstrukturiert, weil es, anders als Mediatheken großer Fernsehsender, Inhalte nicht in bekannten Formaten, Genres und zu gewohnten Zeiten darbietet. Nutzer werden so dazu veranlasst, sich aktiv mit dem, was man sehen möchte, auseinanderzusetzen und seine Bedürfnisse sowie Interessen zu kennen. Die Chance hieran ist allerdings, fernab von den in den klassischen Medien diskutierten Themen, neue Dinge kennenzulernen, Hobbies zu vertiefen und interessante Aspekte zu diskutieren. Denn Videoplattformen leben von den Menschen, die sie mit Inhalt füllen. Zugleich muss man jedoch, gerade bei politischen oder religiösen Inhalten, ein Gespür dafür entwickeln, welchen man trauen kann und was manipulieren soll. Denn auch hier gilt: Jede und jeder kann alles ins Netz stellen, und aus den Massenmedien bekannte journalistische Grundsätze und Kontrollen können, müssen aber nicht angewendet werden. Wer um diesen Umstand weiß, kann auf Videoportalen Neues entdecken, vorhandene Erfahrungen vertiefen und sich auch einfach mal von einem lustigen Video unterhalten lassen.