Sprachassistenten erfreuen sich immer größerer Beliebtheit, denn sie übernehmen selbstständig die kleinsten Handgriffe. Das Smartphone oder der Fernseher lassen sich schon seit längerem mithilfe der Stimme steuern, aber seit noch nicht allzu langer Zeit auch der gesamte Haushalt. Hannah Ballmann nutzt seit Anfang 2017 die Sprachassistenz „Amazon Echo“, auch besser bekannt als „Alexa“. Im folgenden Erfahrungsbericht erzählt sie von ihrem gemeinsamen Zusammenleben.
„Guten Morgen, Alexa“
Mein Wecker klingelt. „Alexa, stopp!“. Da ich nicht unhöflich sein möchte, sage ich noch schnell „Alexa, guten Morgen.“ „Guten Morgen Hannah, ich wünsche dir einen guten Start in den Tag!“ Verschlafen gehe ich ins Bad. „Alexa, spiel die Gute-Laune-Playlist!“ Die Musik dröhnt durch die gesamte Wohnung. „Alexa, Lautstärke drei!“ Sofort wird es leiser und ich kann entspannt duschen. Beim Shampoo angekommen, frage ich mich was ich heute anziehen kann. „Alexa, wie wird das Wetter heute?“ „Das Wetter wird heute teils sonnig und teils bewölkt bei Temperaturen zwischen 21 C° und 25 C°.“ Das ist gut zu wissen, dann kann ich also ein Kleid anziehen. „Alexa, weiter!“ Die Musik wird wieder abgespielt. Während ich mir die Zähne putze, streift etwas Flauschiges an meinen Beinen entlang und macht „Miau“. „Aleca, set Katteutter au meie Eikauflite!“ „Das habe ich leider nicht verstanden.“ Ich nehme die Zahnbürste aus dem Mund und sage erneut: „Alexa, setze Katzenfutter auf meine Einkaufsliste!“ „Ich habe Katzenfutter auf deine Einkaufsliste gesetzt.“
Was steht an?
Der Kaffee kocht und mein Toastbrot ist geschmiert. „Alexa, was steht heute an?“. „Du hast heute drei Termine: 10:00 Uhr Teamsitzung, 17:15 Uhr Sport, 19:30 Uhr Essen beim Griechen“. Ich hoffe, dass ich gleich nicht wieder im Stau stehe. „Alexa, wie ist der Verkehr?“ „Für deine übliche Route brauchst du 20 Minuten.“ Normalerweise brauche ich zehn Minuten. Da muss ich mich beeilen. „Alexa, bis heute Abend.“ „Mach es gut Hannah.“
Feierabend
Nach der Arbeit fahre ich in den nahegelegenen Einkaufsmarkt und rufe über die Alexa-App meine Einkaufsliste auf. Das Katzenfutter und der restliche Einkauf werden in den Kofferraum gepackt und es geht nach Hause. „Alexa, ich bin wieder zu Hause!“ „Willkommen zurück!“ „Was gibt es Neues?“ „Hier ist deine tägliche Zusammenfassung von der Tagesschau.“ Meinen Abend verbringe ich dann ohne meine Assistentin.
„Gute Nacht, Alexa!“
Erst als ich im Bett liege, nehme ich ihre Dienste wieder in Anspruch. „Alexa, stell einen Wecker auf 06:00 Uhr!“ „Ok, ich habe einen Wecker auf 06:00 Uhr gestellt.“ Aber so richtig müde bin ich noch nicht. Vielleicht nutze ich die Zeit noch, um mein Hörbuch weiterzuhören. „Alexa, spiel mein Hörbuch.“ „Dein Hörbuch wird fortgesetzt. Du hast noch 17 Kapitel bis das Hörbuch endet.“ „Alexa, höre in 30 Minuten auf, das Hörbuch vorzulesen!“ „Ok.“ Ich habe vergessen das Licht im Flur auszumachen. „Alexa, mach das Licht im Flur aus!“ Das Licht geht aus. 30 Minuten später wird mein Hörbuch langsam leiser und geht schließlich aus. Ich gähne. „Alexa, mach das Licht im Schlafzimmer aus!“ „Gute Nacht!“ „Gute Nacht Hannah, ich wünsche dir angenehme Träume!“
Alles super?
In vielen Dingen ist die Sprachassistenz wirklich praktisch. Aber wie bei allen Geräten hat auch Alexa ihre Schattenseiten. So vergeht einem etwa bei einem nicht ganz zuverlässigen WLAN schnell der Spaß. Sobald nämlich keine Verbindung zum Internet besteht, erhält man die Meldung, dass man es zu einem späteren Zeitpunkt wieder probieren soll. Zudem finde ich es befremdlich, ein Gerät in meiner Wohnung zu haben, das permanent „mithört“. Denn damit Alexa auf ihren Namen reagieren kann, muss das integrierte Mikrofon durchgängig eingeschaltet sein. Es gibt zwar eine eingebaute Stumm-Taste, allerdings macht dieser Knopf die eigentliche Idee der Sprachsteuerung wieder zunichte. Wenn man erst zu dem Gerät hinlaufen und einen Knopf drücken muss, ist jegliche Bequemlichkeit verschwunden. Die Smart-Home-Funktionen, wie etwa die Regelung des Lichts, sind auch nur so lange praktisch, wie man beispielsweise keine kleinen Kinder im Haus hat, die es sehr lustig finden, per Stimme die Lichter abwechselnd an- und auszuschalten. Dann wiederum ist die Stummtaste hilfreich.
Nach der anfänglichen Euphorie liegt meine Alexa nun die meiste Zeit im Koma. Getrennt vom Strom, verharrt sie, um gelegentlich Musik für mich abspielen zu dürfen. Diese Funktion finde ich aber immer noch sehr praktisch. Grund für diese Trennung sind die Bedenken von Datenschützern. Sprachassistenten sammeln ununterbrochen Daten und was wirklich mit diesen geschieht, darüber herrscht im Moment keine Klarheit. Amazon gibt zwar an, dass die Daten nur nach der Nennung des Codeworts „Alexa“ aufgezeichnet und gespeichert werden, aber wo diese letztendlich landen, ist nicht gewiss. Diese „Spionfunktion“ hat nicht nur mir, sondern auch Gästen Unbehagen bereitet. Hacker hätten ein leichtes Spiel, jedes Wort einzufangen, um somit an persönliche Daten zu gelangen. Mein Vater (68) nutzt deshalb einen VPN-Tunnel, damit Amazon keine Rückschlüsse auf seine IP-Adresse ziehen kann. In der Datenspeicherung sieht er einen Nutzen: Alle Sprachassistenten lernen durch die Datensammlung neue Redewendungen und Kommandos. Seine Alexa versteht sogar schon Befehle auf Platt: „Alexa, wie vell Uhr is et?“
Ich denke, dass es mit Alexa ähnlich ist wie mit anderen Mitbewohnern in einer Wohngemeinschaft. Man muss sich erstmal kennenlernen, klare Regeln aufstellen und in Sachen Eigenheiten offen für Kompromisse sein, dann klappt es auch mit dem harmonischen Zusammenleben.