Über zwei Drittel der Deutschen wollen laut einer Umfrage[1] auch im Alter zu Hause leben. Doch was tun, wenn alltägliche Tätigkeiten zunehmend zum Problem werden? Seit vielen Jahren werden unter dem Fachbegriff Ambient Assisted Living (AAL) technische Assistenzlösungen entwickelt, die ein längeres selbstständiges Leben unterstützen. Dieser Artikel gibt einen Überblick über Forschungsergebnisse und bereits erhältliche Produkte.
Der intelligente Hausnotruf
Am FZI Forschungszentrum Informatik am Karlsruher Institut für Technologie forschen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler seit fast zehn Jahren im Bereich AAL. Sie setzen dabei auf kleine, dezent in die Wohnung eingebaute Sensoren und technische Assistenzsysteme. So wird beispielsweise der Hausnotruf, der bisher nur auf Knopfdruck Hilfe holte, heute dank moderner Sensoren intelligent: „Innovative Notrufsysteme erkennen auf der Basis von Bewegungsdaten automatisch, ob ein Notfall vorliegt und informieren in diesem Fall Angehörige oder einen Pflegedienst“, sagt Prof. Dr. Wilhelm Stork, Direktor am FZI Forschungszentrum Informatik. Im Rahmen mehrerer Forschungsprojekte und unter Einbeziehung von 100 Testhaushalten entstand am FZI u. a. das System easierLife (www.easierlife.de), das zwei kleine, unauffällige Sensoren einsetzt, die mit nur wenigen Handgriffen in der Wohnung platziert werden. Stellt das System fest, dass eine Notsituation vorliegt, erfolgt die automatische Alarmierung. „Nach anfänglicher Skepsis haben die Testhaushalte sehr positive Rückmeldungen gegeben und schätzen das immens gesteigerte Sicherheitsgefühl, das ihnen die Sensorik gibt“, sagt Stork.
Die Forscherinnen und Forscher arbeiten auch an technischen Lösungen, um Notfallsituationen rechtzeitig zu erkennen und zu verhindern. So erkennt ein Sensorboden Stürze und Regungslosigkeit. Schlaue Sensorik überwacht die Schlafqualität oder das Trinkverhalten und unterstützt bei der Erinnerung an die Medikamenteneinnahme. Mit solcher Assistenztechnik erwarten die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler nicht nur mehr Sicherheit, sondern auch mehr Komfort. „Die gleiche Technik, die uns beim Erhalt eines selbstbestimmten Lebens hilft, kann auch für das sogenannte ‚Smart Home‘ eingesetzt werden, also für die Reduzierung des Stromverbrauchs oder Steuerung von elektrischen Geräten. Habe ich zum Beispiel vergessen, den Herd auszuschalten, werde ich spätestens beim Verlassen der Wohnung per Handy alarmiert oder mein Herd schaltet sich von selbst aus“, sagt Stork.
Alltagshelfer in vielfältiger Auswahl
Viele Forschungsergebnisse der letzten Jahre sind mittlerweile als Produkt am Markt verfügbar. Auch haben immer mehr Hersteller bei der Produktentwicklung die Bedürfnisse der alternden Gesellschaft im Blick. So gibt es eine große Vielfalt besonders einfach zu bedienender Großtastentelefone, teilweise zum Beispiel auch mit Fotokurzwahltasten oder einer zusätzlichen, besonders großen Notruftaste. Universalfernbedienungen erleichtern den Umgang mit dem Fernseher oder erlauben es, Licht und weitere Haustechnik zu steuern. Ein vergessener Herd wird von einer Herdabschaltung automatisch ausgeschaltet, bevor es zu Problemen kommt und ein Wassersensor warnt, bevor die Badewanne überläuft. Die Mobilität wird durch mobile Notrufgeräte oder eine Uhr mit integrierter Notruffunktion gestützt, die bei Bedarf auch den Standort mitteilen können.
Internetdatenbank für AAL-Produkte
In dem unabhängigen Internetportal (www.wegweiseralterundtechnik.de) bieten die Karlsruhe Forscherinnen und Forscher eine Übersicht über am Markt verfügbare Produkte, die ein selbstbestimmtes Leben im Alter unterstützen. Das Portal gibt auch einen Überblick darüber, welche Produkte unter Umständen von einem Kostenträger finanziert werden können und nennt kommunale Beratungsstellen vor Ort.
Quellenangabe: [1]
http://news.immobilienscout24.de/aktuelle-marktdaten/deutsche-wollen-in-den-eigenen-vier-waenden-alt-werden,105875.html
Bildquelle
Die Beitragsbilder stehen unter dem Urheberrecht des Forschungzentrum Informatik (FZI).