Im Rahmen des weltweiten Safer Internet Day 2021 hat uns Maximilian Heitkämper von der Vebraucherzentrale Rheinland-Pfalz ein Interview zu den neuen WhatsApp-Datenschutzregeln gegeben. Der Safer Internet Day findet in über 150 Ländern statt. Das internationale Motto lautet „Together for a better internet“ und soll dazu aufrufen, sich gemeinsam für ein besseres Internet stark zu machen. Herr Heitkämper erläutert im folgenden Beitrag, welche Änderungen auf die Nutzerinnen und Nutzer zukommen könnten.
Silver-Tipps-Redaktion: Was ändert sich durch die neuen Nutzungsbedingungen bei WhatsApp?
Maximilian Heitkämper: Hierauf gibt es eine einfache und eine komplizierte Antwort – beide sind, wenn man ehrlich ist, zum gegenwärtigen Zeitpunkt eher unbefriedigend.
Die einfache Antwort wäre: Es ändert sich erstmal nichts, aber man sollte die Sache trotzdem nicht auf die leichte Schulter nehmen. Aber so wirklich viel erklärt das so auch nicht.
Daher die komplizierte Antwort eines Juristen: Es ändert sich erstmal nichts, da die neuen EU-Nutzungsbedingungen vorsehen, dass keine Nutzerinformationen zwischen WhatsApp und dem Mutterkonzern Facebook geteilt werden dürfen. Anders sieht es für die Nutzungsbedingungen außerhalb der EU aus. Es gilt quasi eine Nicht-Anwendungs-Regelung im EU-Raum, vermutlich da Facebook hier noch das Ergebnis eines Rechtsstreits abwartet. Geht dieser Rechtsstreit positiv für Facebook aus, so kann mit einiger Wahrscheinlichkeit damit gerechnet werden, dass das Unternehmen die Nicht-Anwendungs-Regelung aufhebt und zwischen WhatsApp und Facebook das große Teilen von Daten beginnt. Vorher müsste jedoch noch eine erneute Anpassung der Nutzungsbedingungen erfolgen. Daher mein Rat: Das Thema Datenschutz bei WhatsApp nicht auf die leichte Schulter zu nehmen.
Silver-Tipps-Redaktion: Sind Telegram, Signal und Co. datenschutzfreundlicher?
Maximilian Heitkämper: Sowohl Signal als auch Threema haben mittlerweile insbesondere durch konsequente Ende-Zu-Ende Verschlüsselung ein sehr hohes Datenschutz-Niveau etabliert. Beide Dienste haben den Datenschutz auch als eines der Hauptziele der eigenen Anwendung und es gibt meines Wissens bislang keine Anzeichen, dass Daten mit Dritt-Unternehmen geteilt würden. Von daher sind beide Dienste datenschutzfreundlicher und eine erwägenswerte Alternative zu WhatsApp. Zusätzlicher Vorteil bei Threema sind noch die anonyme Nutzung auch ohne Telefonnummer und dass die Server in der EU stehen und damit auch der Zugriff von US-Sicherheitsbehörden weiter erschwert wird.
Bei anderen Diensten kann man dies so pauschal nicht sagen, man muss schon genau hinsehen. Der ebenfalls sehr bekannte Dienst Telegram etwa, kann nicht wirklich als datensicher bezeichnet werden, weil es hier immer wieder Probleme bei der Ende-zu-Ende Verschlüsselung gibt.
Silver-Tipps-Redaktion: Wieso fällt der Chat-Export weg? Gibt es noch andere Möglichkeiten den Chat zu sichern?
Maximilian Heitkämper: Ob und auf welchen Geräten die Export-Funktion wegfällt, das hängt offenbar nach Medienberichten stark von der jeweils genutzten Version von iOS oder Android ab. Hintergrund soll ein Patentrechtsstreit zwischen Blackberry und Facebook vor dem Landgericht München sein. Zu Details äußert sich Facebook nicht und gibt nur an, an Alternativlösungen zu arbeiten. Sollte das Problem auf dem eigenen Gerät bestehen, so könnte eine Lösung, wenn auch eine recht umständliche, darin bestehen, ein Backup vom WhatsApp-Datensatz zu erstellen, dann eine Software-Version installieren, in der die Export-Funktion noch nicht deaktiviert ist und anschließend dort das Backup manuell wieder aufzuspielen.
Silver-Tipps-Redaktion: Gibt es Verhaltensregeln, an die man sich halten kann, wenn man WhatsApp weiterhin nutzen möchte?
Maximilian Heitkämper: Eine gute Lösung wäre: Keine sensiblen Informationen oder personenbezogene Daten wie etwa Passwörter, Telefonnummern, Adressen oder ähnliches über diesen Dienst versenden. Man sollte den Messenger behandeln, als ob man sich etwa in der Bahn oder an einem ähnlich öffentlichen Raum in normaler Lautstärke unterhalten würde. Auch da weiß man nicht, wer zufällig mithört und man verhält sich daher meist automatisch datensparsamer. Ähnliches sollte für die WhatsApp-Nutzung gelten. … dies gilt im Übrigen auch für Bilder und Videos. Man würde in der Bahn ja auch nicht seine Bikinibilder herumschwenken?
Wir danken Herrn Heitkämper für dieses spannende Interview zum Safer Internet Day 2021.