Sich im Internet als Neuling zu bewegen, ist für junge Menschen kein Thema, wachsen sie doch mit den verschiedenen Medien auf. Für ältere Onlinerinnen und Onliner ist es aber sehr wohl ein Thema. Wie man sich dieser Herausforderung stellt, macht der Erfahrungsbericht von Hildegard van Bevern deutlich, die sich völlig ohne Vorerfahrung auf das Abenteuer Computer eingelassen hat.
Ja, es war schon ein Abenteuer für mich, mich auf die Computerwelt einzulassen. Doch da ich von meinem Umfeld immer wieder gesagt bekam, es wäre wichtig und würde dringend, kümmerte ich mich zuerst um einen Lehrer. Er half mir beim Kauf eines Laptops. Als dieses Wunderding auf meinem Schreibtisch stand und angeschlossen war, gab es kein „Kneifen“ mehr. Nach einer Stunde Einführung und Erklärungen rauchte mir der Kopf. Als Oldie ist es nicht so einfach, sich mit den Fachbegriffen zu befassen, zumal, wenn man sich mit Technik wenig auskennt.
In der Unterweisung fand ich vieles logisch, allein vor der „Maschine“ sitzend jedoch konnte ich oft mit den gemachten Notizen nichts mehr anfangen. Von meiner Tochter hörte ich immer wieder: „Ist doch kein Hexenwerk, trau dich einfach!“ Für mich war es das aber, weil ich nicht nachvollziehen konnte, wie ich z. B. zu einem gewünschten Ergebnis gekommen war. Welche Klicks musste ich machen, um das nächste Mal zum gleichen Ziel zu kommen? Ich lernte den schönen Satz: Learning by Doing! Oh, wie habe ich den manchmal verwünscht! Und doch, Stufe für Stufe wühlte ich mich mit den Hausaufgaben des Lehrers in die Materie ein, manchmal mit Aha-Erlebnissen, manchmal mit Frust.
Ich wechselte den Lehrer, denn es war wichtig für mich, mit Bildern zu arbeiten. Und da der Herr auch schon älter war, hatte er viel Geduld mit mir und konnte sich in mich einfühlen. So wagte ich mich auch an die Erstellung eines digitalen Fotobuchs. Dafür lud ich gemeinsam mit meinem Lehrer die entsprechende Software auf meinen Computer und legte einen Ordner mit meinen Urlaubsbildern an. Seite für Seite arbeitete ich mich durch. Nachdem es anfangs wieder eine Konzentrationsaufgabe war, die einzelnen Schritte nachzuvollziehen, machte mit zunehmender Sicherheit und einem Hauch von Routine die kreative Anordnung meiner Bilder richtig Spaß. Das Spiel mit den Größen und der Möglichkeit, Bildausschnitte zu verwenden, hat mir eine ganz neue Seite im Umgang mit der digitalen Technik eröffnet. Ein bisschen Probleme gab es dann beim Hochladen der Bilder zur Internetdruckerei. Doch mit Unterstützung meiner Familie ist auch das gelungen. Ich war mächtig stolz, als ich per Post das fertige Ergebnis in Händen hielt.
Bei der Erstellung des Fotobuchs offenbarte sich ein echtes Problem: Der Laptop litt an Altersschwäche! Mit sieben Jahren sei er schon sehr betagt, sagte man mir. Wieder dieses Zögern, sich auf Neues einstellen zu müssen! Wieso war der zu alt? Unsere Generation hält lange an Bewährtem fest. Ausgedient – zu langsam – ist nervig –, so die jungen Leute. Schließlich sah ich ein, es dauerte wirklich lange bis er überhaupt einsatzfähig war und beim Hochladen der Bilder für das Fotobuch hatte er aufgrund seiner alten Software total versagt.
Nun wurde mir ein junger Mann empfohlen, der versuchen sollte, den alten Rechner nochmal auf Trapp zu bringen. Doch auch er hat kapitulierte. Es musste einfach etwas Neues her. Seit wenigen Wochen habe ich nun einen eleganten neuen Laptop und bin überrascht, wie schnell dieses Ding einsatzfähig ist. Mit Freude öffne ich ihn viel öfter, versuche mich im Scannen, Alben zu erstellen, Dokumente „abzulegen“, eine E-Mail an verschiedene Adressen zu schicken und, und, und. Noch längst bin ich nicht „firm“, aber Learning by Doing ist sehr einsichtig geworden.
Ich merke, auch Oldies können sich in die moderne Technik einarbeiten. Und natürlich ist es wichtig und dringlich, mit einem Computer umgehen zu können. Auch wenn mir heute noch oft der Kopf raucht…